Johannes Rauch mit einer seiner handgerollten Zigarren.

Austro-Zigarren: Steiermark statt Kuba

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Der Stei­rer Johan­nes Rauch ist Öster­reichs ein­zi­ger Bau­er, der Zigar­ren und Ziga­ril­los aus eige­nen Tabak­pflan­zen pro­du­ziert. Wie Rauch zum Rauch kommt.

Genuss­voll zieht Johan­nes Rauch an der edlen, dicken, 16 Zen­ti­me­ter lan­gen „Ostarrichi“-Zigarre und bläst dann den Rauch in die Luft. „Ich bin Nicht­rau­cher“, ver­blüfft der Voll­bart­trä­ger und klärt auf: „Zigar­ren­rau­chen ist näm­lich genie­ßen.“ Sein Genuss­mit­tel stammt aus eige­ner Pro­duk­ti­on. Die Bau­ern­fa­mi­lie Rauch im süd­ost­stei­ri­schen St. Peter am Otters­bach ist der ein­zi­ge Betrieb in ganz Öster­reich, der Zigar­ren her­stellt, die aus­schließ­lich aus ein­hei­mi­schem Tabak bestehen. Sechs Jah­re lang pro­bier­te und tüf­tel­te der heu­te 37-jäh­ri­ge Stei­rer an der Umset­zung der eige­nen Zigar­re und trat damit in die Fuß­stap­fen sei­nes Groß­va­ters, der bis 1980 einer der vie­len Tabak­an­bau­er in der Ost­stei­er­mark war. Vor rund 20 Jah­ren ende­te die­ser Betriebs­zweig in Öster­reich ziem­lich abrupt. Die bis zum EU-Bei­tritt gewähr­ten Lan­des- und Bun­des­för­de­run­gen fie­len weg. Zwar gab es eine eige­ne EU-För­de­rung, aber die Indus­trie­prei­se san­ken deut­lich nach unten. Die Aus­tria Tabak wur­de pri­va­ti­siert und an einen bri­ti­schen Groß­kon­zern ver­kauft.

Was den Anbau der Tabak­pflan­ze und ihre Ern­te betrifft, konn­te Johan­nes Rauch noch auf die Erfah­run­gen der Alt­vor­de­ren zurück­grei­fen. Aber weil die Bau­ern ihren Tabak zur Gän­ze und zu vor­ge­ge­be­nen Prei­sen an die Öster­rei­chi­sche Tabak­re­gie ablie­fern muss­ten, gab es über­haupt kein Grund­wis­sen, wie man den Tabak zu Rauch­wa­ren ver­edelt. „Nach drei Jah­ren in Klein­ver­su­chen beka­men wir die Ver­ar­bei­tungs­ab­läu­fe immer bes­ser in den Griff. Dann eig­ne­ten wir uns die Fin­ger­fer­tig­keit für das Hand­werk des Zigar­ren­rol­lens an“, blickt Johan­nes Rauch zurück.

Der Pfei­fen­ta­bak wird zu 100% in Öster­reich ange­baut.

5.000 Zigarren jährlich

2018 ging er erst­mals mit 1.000 Zigar­ren in den Ver­kauf. Mitt­ler­wei­le sind es schon 5.000 Zigar­ren jähr­lich. Dazu kom­men noch Ziga­ril­los und Pfei­fen­ta­bak. Für sei­ne Zigar­ren ver­wen­det er die alte öster­rei­chi­sche Tabak­sor­te „Kor­so“ sowie „Havan­na“, eine der ver­brei­tets­ten Tabak­sor­ten der Welt. Auf­grund des Tabak­mo­no­pols in Öster­reich ist es nur Tra­fi­ken erlaubt, Tabak­wa­ren an End­ver­brau­cher zu ver­äu­ßern. Im Ein­zel­ver­kauf kos­tet die „Ostarrichi“-Zigarre 35 Euro. „Wegen der ver­schie­de­nen Steu­ern und Abga­ben bleibt uns davon ledig­lich ein Drit­tel“, sagt Rauch. „Davon sind dann noch die Pro­duk­ti­ons­kos­ten zu bezah­len. Aber vie­le schät­zen es, eine ech­te öster­rei­chi­sche Zigar­re rau­chen zu kön­nen.“

Jedes Jahr im Mai setzt er dafür 5.000 Pflan­zen. Zwei sei­ner vier klei­nen Tabak­fel­der sind mit einem Hagel­schutz­netz über­zo­gen. „Bei uns hagelt es oft. Ohne schö­ne Deck­blät­ter kön­nen wir kei­ne Zigar­ren machen“, lässt der inno­va­ti­ve Land­wirt wis­sen. Jeder Arbeits­schritt – bis hin zur fer­ti­gen Zigar­re – ist rei­ne Hand­ar­beit. Wäh­rend der Vege­ta­ti­on wer­den die Pflan­zen stän­dig umsorgt. Ihre Nut­zung erfolgt als fort­lau­fen­de Ern­te – die Blät­ter rei­fen von unten nach oben und wer­den bei pas­sen­dem Rei­fe­grad geern­tet. Dann wer­den die Blät­ter in der Tabak­scheu­ne luft­ge­trock­net. Blat­t­ei­ge­ne Enzy­me bau­en dabei Eiweiß­ver­bin­dun­gen ab, das typi­sche Tabak­a­ro­ma beginnt sich zu ent­fal­ten.

„Was man gerne macht, macht man gut. Und ich mache das alles gerne!“ Johannes Rauch

Ende Dezem­ber wer­den die Tabak­blät­ter abge­nom­men, sor­tiert und in eine feuch­te Wär­me­kam­mer gege­ben. Hier fin­det die zwei­te Fer­men­ta­ti­on statt. Ehe der Tabak fer­tig zum Rol­len der Zigar­ren ist, muss noch die star­ke Mit­tel­rip­pe ent­fernt wer­den. Und wenn die Zigar­ren fer­tig gerollt sind, fin­det noch eine etwa ein­jäh­ri­ge Rei­fung statt. „Das ist die drit­te Fer­men­ta­ti­on und run­det den edlen Geschmack ab“, so Rauch. Er bie­tet jede „Ostarrichi“-Zigarre in einem sepa­ra­ten Glas­rohr ver­packt oder zu je fünf Stück in einer edlen Holz­kis­te zum Tra­fik­ver­kauf an. Ein Ver­kauf ab Hof oder auch online ist wie bereits erwähnt auf­grund des Tabak­mo­no­pols nicht erlaubt. Pas­send zu einer genuss­vol­len „Rauch-Stun­de“ emp­fiehlt er – und jetzt schlägt sei­ne Beru­fung als Wein­bau­er durch – einen „kräf­ti­gen Sau­vi­gnon Blanc vom Ried Ober­berg, gereift im klei­nen Holz“ oder „mei­nen ein­zig­ar­ti­gen Teil­bar­ri­que namens Il Uni­co (ein Cuvee aus Zwei­gelt und Blau­bur­ger, Anm.).“

Johan­nes Rauch hat das Hand­werk des Wein­bau­ern von der Pike auf erlernt.

Eigent­lich hat Johan­nes Rauch – er ist mit einer Tiro­le­rin ver­hei­ra­tet und Vater eines Soh­nes – auch das Hand­werk des Wein­bau­ern von der Pike auf erlernt. Schon nach dem Besuch der Wein­bau­fach­schu­le Sil­ber­berg über­tru­gen ihm sei­ne Eltern die Haupt­ver­ant­wor­tung für den Wein­kel­ler. Er wur­de Wein­bau- und Kel­ler­meis­ter und hol­te sich bei vie­len Wein­be­wer­ben bedeut­sa­me Aus­zeich­nun­gen. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat sich Johan­nes Rauch ein wei­te­res, drit­tes Stand­bein geschaf­fen und pro­du­ziert Gin und Edel­brän­de. Bei all dem, was er tut, kommt sein Mot­to zum Vor­schein: „Was man ger­ne macht, macht man gut. Und ich mache das alles ger­ne!“

www.weinhof-rauch.at

Fotos: Wein­hof Rauch

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