Beachtliches Sparpotenzial durch Lenksysteme mit RTK sowie Teilbreitenschaltung.

Digitalisierung nutzen, Betriebsmittel sparen

Aktuell Wissenswertes

Laut einer neu­en Unter­su­chung der Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur sind durch Pre­cis­i­on Far­ming im Acker­bau teils erheb­li­che Ein­spa­run­gen beim Ein­satz von Treib­stoff oder Dün­ger mög­lich.

Dass Smart-Far­ming-Anwen­dun­gen wie GPS-gestütz­te Lenk­sys­te­me oder auto­ma­ti­sier­te Teil­b­rei­ten­schal­tun­gen für den Land­wirt nicht nur mehr Fahr­kom­fort, son­dern auch höhe­re Effi­zi­enz mit sich brin­gen, ist an sich nichts Neu­es. Im Gespräch mit Prak­ti­kern wird jedoch schnell klar: Vie­le Bau­ern ste­hen der neu­en Tech­no­lo­gie noch skep­tisch gegen­über. „Das ist doch nur was für die Gro­ßen“ und „Bei unse­ren Flä­chen zahlt sich das sowie­so nicht aus“, lau­tet oft deren Tenor.

Am Insti­tut für Land­tech­nik der BOKU in Wien hat man nun fest­ge­stellt, dass dem nicht so ist. Vor allem die Ver­wen­dung von RTK-Lenk­sys­te­men (Real-time Kine­ma­tic Posi­ti­on) ber­ge durch ihre auf weni­ge Zen­ti­me­ter genaue Ortung durch­aus Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al – auch auf der im inter­na­tio­na­len Ver­gleich klei­nen Flä­chen­struk­tur in Öster­reich. Zurück­zu­füh­ren ist das etwa auf die unge­nutz­te Arbeits­brei­te der Boden­be­ar­bei­tungs­ge­rä­te durch Über­lap­pung beim manu­el­len Len­ken. „Im Schnitt sind das fünf bis acht Pro­zent der Arbeits­brei­te“, weiß Vik­to­ria Motsch, die vor­mals an der BOKU und nun an der FH Wels zu ein­schlä­gi­gen The­men forscht. „Das erhöht nicht nur die Arbeits­zeit und den Treib­stoff­ver­brauch, son­dern auch den Auf­wand an Betriebs­mit­teln“, sagt Motsch. Da natür­lich auch die Schlag­grö­ße einen Ein­fluss auf die mög­li­che Erspar­nis hat, wur­de die­se näher unter­sucht. So hat Lukas Hau­ser, vor­mals Mas­ter-Stu­dent an der BOKU, alle im INVE­KOS-Sys­tem regis­trier­ten Acker­flä­chen anhand ihrer Form kate­go­ri­siert („vom Spitz­acker bis zum per­fek­ten Recht­eck”). Anschlie­ßend hat man die Feld­be­fah­rung auf 250 exem­pla­ri­schen Äckern mit­tels Spur­pla­nungs­soft­ware nach­emp­fun­den und dar­aus das mög­li­che Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al errech­net.

Feldform hat kaum Einfluss

Die Schwie­rig­keit läge hier dar­in, so weni­ge Spu­ren wie mög­lich anzu­le­gen und zugleich kei­ne Stel­len unbe­ar­bei­tet zu las­sen, so die Wis­sen­schaft­ler. Unter­stellt wur­de eine Über­fahrt mit drei bezie­hungs­wei­se fünf Metern Arbeits­brei­te jeweils mit umlau­fen­dem Vor­ge­wen­de. Auch die manu­el­le Fahr­wei­se wur­de mit fünf Pro­zent Über­lap­pung simu­liert.

Fazit: Allein die gefah­re­ne Stre­cke je Feld­stück ist mit RTK-gestütz­ter Len­kung um fünf Pro­zent kür­zer als ohne, egal ob es sich um gro­ße oder klei­ne Schlä­ge han­delt. „Über­ra­schen­der­wei­se konn­ten wir kei­nen signi­fi­kan­ten Unter­schied zwi­schen den Feld­for­men fest­stel­len“, berich­tet Vik­to­ria Motsch. Ein­zig bei sehr schma­len Fel­dern mit Brei­ten unter 28 Metern war bei einer Arbeits­brei­te von fünf Metern die Ein­spa­rung gegen­über grö­ße­ren Fel­dern etwas gerin­ger. „Beim öster­rei­chi­schen Mecha­ni­sie­rungs­grad hat das jedoch kei­nen wesent­li­chen Ein­fluss“, hält Hau­ser fest. Denn damit sei­en nur ver­hält­nis­mä­ßig leicht­zü­gi­ge Arbeits­ge­rä­te wie Wal­ze oder Hack­strie­gel betrof­fen.

Ins­ge­samt decken sich die BOKU-Ergeb­nis­se aber mit jenen der Fach­li­te­ra­tur, wonach bis zu acht Pro­zent Treib­stoff, etwa beim Arbei­ten mit Schwerg­rub­bern, ein­ge­spart wer­den könn­te. Zum Ein­satz kom­men Lenk­sys­te­me hier­zu­lan­de aber nach wie vor nur auf grö­ße­ren Betrie­ben, wie eine eben­falls am Land­tech­nik-Insti­tut durch­ge­führ­te Umfra­ge zeigt. Dem­nach wer­den auf Bau­ern­hö­fen mit weni­ger als 50 Hekt­ar Acker­flä­che ver­gleichs­wei­se wenig Par­al­lel­fahrein­rich­tun­gen ein­ge­setzt, wäh­rend über die Hälf­te der Betrie­be mit mehr als 100 Hekt­ar die­se bereits ver­wen­den.

Im Bun­des­län­der-Ver­gleich kom­men Lenk­sys­te­me hier­zu­lan­de übri­gens am häu­figs­ten im Bur­gen­land zum Ein­satz. Dort wer­den, den BOKU-Erhe­bun­gen zufol­ge, bereits rund 45 Pro­zent der Acker­flä­chen mit­tels RTK bewirt­schaf­tet. In den übri­gen acker­bau­lich rele­van­ten Bun­des­län­dern lie­ge die­ser Anteil erst bei zehn bis 17 Pro­zent, so die Wis­sen­schaft­ler.

Sieben Prozent weniger Dünger

Ähn­li­ches zeigt sich übri­gens bei den Teil­b­rei­ten­schal­tun­gen für Dün­ger­streu­er und Feld­sprit­ze. Zwar ver­fü­gen 55 Pro­zent der hei­mi­schen Bau­ern über eine Teil­b­rei­ten­schal­tung, aller­dings ist die­se beim Gros (85 %) noch mecha­nisch zu bedie­nen. Auch hier wur­de an der BOKU sowohl in Feld­ver­su­chen als auch in der Theo­rie ein hohes Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al errech­net. Wäh­rend ohne ent­spre­chen­de Tech­nik die Über­lap­pung – etwa beim Mine­ral­dün­ger­streu­en – im Schnitt fast acht Pro­zent beträgt, ist es mit 16 Teil­b­rei­ten nicht ein­mal ein hal­bes Pro­zent. Das mög­li­che Dün­ger­ein­spa­rungs­po­ten­zi­al bezif­fer­te Johann Hof­meis­ter, der sich im Zuge sei­ner Mas­ter­ar­beit inten­sivst mit dem The­ma aus­ein­an­der­setz­te, mit bis zu sie­ben Pro­zent, je nach ange­bau­ter Kul­tur.

Bleibt nur noch die Fra­ge betref­fend der deut­lich höhe­ren Anschaf­fungs­kos­ten für sol­che Tech­nik offen. Hof­meis­ter rech­net durch die ent­ste­hen­de Dün­ger­er­spar­nis mit einer Amor­ti­sa­ti­on eines Streu­ers mit Teil­b­rei­ten­schal­tung bin­nen sechs Jah­ren, bei 100 Hekt­ar zu streu­en­der Flä­che. Dies dürf­te selbst für klei­ne Höfe im über­be­trieb­li­chen Ein­satz eine mach­ba­re Grö­ßen­ord­nung sein.

Foto: Coun­try­pi­xel — stock.adobe.com; Gra­fik: ProHektar/Merl

Tagged