„ku brew“-Molkebier: Kooperation von Lisa und Christoph Bichler (Bierol) und den Milchbuben Markus und Thomas Ehammer.

Zusammen gebraut

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„ku brew“ nennt sich das Mol­ke­bier, das die Braue­rei Bie­rol gemein­sam mit der Sen­ne­rei Milch­bu­ben auf den Markt gebracht hat.

Was Chris­toph und Lisa Bich­ler machen und wo sie her­kom­men, lässt sich am leich­tes­ten durch den Namen ihres Unter­neh­mens erklä­ren: „Bie­rol“ – Bier aus Tirol. Im Sor­ti­ment fin­den sich neben klas­si­schen Bier­sor­ten auch Uni­ka­te. Vom Kür­bis­bier bis hin zum Zir­ben-rad­ler reicht die außer­ge­wöhn­li­che Geschmacks­pa­let­te. Ergänzt wur­de sie kürz­lich durch ein teil­wei­se mit Mol­ke gebrau­tes Bier – das „ku brew“. All das nur weni­ge Kilo­me­ter vom Geburts­ort des öster-reich­weit bekann­ten Mol­ke­drinks „Lat­tel­la“ ent­fernt in der Gemein­de Schwoich im Bezirk Kuf­stein. Der ers­te Preis des Tiro­ler Lebens­mit­tel­in­no­va­ti­ons­prei­ses war Bie­rol und den Milch­bu­ben mit ihrem „ku brew“ sicher. Und auch die media­le Auf­merk­sam­keit ließ nicht lan­ge auf sich war­ten.

Nebenprodukt im Rampenlicht

Die unge­wöhn­li­che Kom­bi­na­ti­on aus Milch­pro­dukt und Gers­ten­saft stammt aus der Nach­kriegs­zeit, erzählt Chris­toph Bich­ler. „Als wenig Malz vor­han­den war, hat man dem Bier Mol­ke zuge­setzt. Der ent­hal­te­ne Milch­zu­cker wird von Bier­he­fe nicht auf­ge­braucht, die Rest­sü­ße ver­leiht dem Bier daher einen voll­mun­di­gen Geschmack.“ Die aus der Not gebo­re­ne Idee geriet in Ver­ges­sen­heit. Bis sich die Unter­neh­men Bie­rol und Milch­bu­ben zusam­men­ta­ten. „Wir sind uns in vie­lem sehr ähn­lich. Sowohl Tho­mas und Mar­kus als auch wir kom­bi­nie­ren tra­di­tio­nel­les Hand­werk mit moder­nen Ansät­zen“, erklärt Bich­ler. Die Milch­bu­ben, Tho­mas und Mar­kus Eham­mer, haben sich mit ihrer Sen­ne­rei auf die Pro­duk­ti­on von Camem­bert und Brie spe­zia­li­siert.

Mol­ke ist das Herz­stück der Koope­ra­ti­on zwi­schen Bie­rol und den Milch­bu­ben.

Mol­ke ent­steht beim Käsen als Neben­pro­dukt und kann von den Milch­bu­ben auf­grund des hohen Ver­ar­bei­tungs- und Ver­pa­ckungs­auf­wan­des nicht genutzt wer­den. „Des­halb sind wir ger­ne auf die Idee von Chris­toph ein­ge­gan­gen“, sagt Tho­mas Eham­mer. Ein wenig Skep­sis war zu Beginn noch vor­han­den. Und wäh­rend der Brau­ver­such die­se Vor­ur­tei­le noch nicht aus­räu­men konn­te, zeigt sich der Milch­bu­be heu­te begeis­tert von „ku brew“: „Bie­rol hat den Geschmack genau getrof­fen. Dass das Bier so gut schme­cken wür­de, hät­te ich selbst nicht erwar­tet.“ Nicht nur den Geschmack, auch den Zeit­geist trifft das Mol­ke­bier. „Upcy­cling“, also Auf­wer­tung, war die Grund­idee hin­ter dem Pro­dukt. „Wir woll­ten auf­zei­gen, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, Lebens­mit­tel aus der Regi­on zu nut­zen. Die Mol­ke ist ein wert­vol­ler Roh­stoff, der aber nur sel­ten wei­ter­ver­ar­bei­tet wird“, so Chris­toph Bich­ler. 4.000 Liter Mol­ke­bier hat die Klein­braue­rei bis­her her­ge­stellt. Ins­ge­samt braut Bie­rol 150.000 Liter Bier jähr­lich.

Von der Traditions- zur Innovationsbrauerei

Ursprüng­lich hielt Vater Peter Bich­ler am Stöffl­hof Hoch­land­rin­der in Frei­land­hal­tung. Bereits in ihm loder­te die Lei­den­schaft für das Brau­en, wes­halb er 2004 am Hof die Braue­rei „Stöffl­bräu“ eröff­ne­te. Die Rin­der­zucht führ­te er noch bis 2014 wei­ter. Dann über­nahm Sohn Chris­toph die Braue­rei und tauf­te sie „Bie­rol“. Ein­flüs­se aus sei­ner Zeit in Ame­ri­ka und einem Prak­ti­kum in einer däni­schen Braue­rei ver­an­lass­ten ihn zur Her­stel­lung außer­ge­wöhn­li­cher Bie­re. „Gera­de bei exo­ti­schen Bier­sor­ten braucht es eini­ge Zeit, bis sie akzep­tiert wer­den. Doch wie das bei den Tiro­lern so ist: Sobald sie einen ken­nen, schlie­ßen sie ihn tief ins Herz“, schmun­zelt er.

Inno­va­ti­ves Gebräu: Zir­ben­rad­ler und „Sunn­sei­terl“ mit Man­go-Note.

Nach nun knapp zehn Jah­ren bilan­ziert sich Bie­rol mit einem öster­reich­wei­ten Ver­trieb über Händ­ler und Gas­tro­no­mie sowie einem Kern­sor­ti­ment von sie­ben Bie­ren und monat­lich wech­seln­den Spe­zi­al­bie­ren. Koope­ra­tio­nen mit Künst­lern und der Ein­satz für kari­ta­ti­ve Zwe­cke gehö­ren eben­so zum Unter­neh­men. Im kom­men­den Jahr wird eine Schau­braue­rei am Gelän­de des Stöffl­hofs eröff­net. Die Land­wirt­schaft ist auf­grund des Erfol­ges der Braue­rei in den Hin­ter­grund gerückt. Der ehe­ma­li­ge Stall ist inzwi­schen in ein Hau­ben­re­stau­rant umge­stal­tet wor­den, das von Schwes­ter Caro­li­ne Bich­ler und ihrem Mann Tho­mas Moser geführt wird. Den­noch expe­ri­men­tiert Chris­toph ger­ne mit der Land­wirt­schaft und dem eige­nen Getrei­de­an­bau. „Topo­gra­fisch haben wir lei­der ein­fach nicht die Mög­lich­keit, unse­ren Bedarf ganz selbst zu decken. Doch wir ach­ten stark dar­auf, dass unse­re Roh­stof­fe aus Öster­reich und der Regi­on stam­men“, bestä­tigt Bich­ler. Ideen für wei­te­re regio­na­le Bier-Exo­ten hat der jun­ge Brau­er noch zu Genü­ge. Sicher ist: „ku brew“ wird nicht das letz­te Spe­zi­al­bier sein, das sich in Schwoich zusam­men­ge­braut hat …

Getrei­de kommt auch vom Stöffl­hof.

Fotos: AMTirol/Die Foto­gra­fen, Bie­rol (3)

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