Mobiltaugliche Sensoren müssen im heißen Sommer wie auch bei klirrender Kälte im Winter zuverlässig Daten sammeln.

Smarte Sensoren und Datenfusion für schlagkräftige Feldarbeiten

Aktuell Technik

Egal ob Bau­ma­schi­nen, Trak­to­ren, Mäh­dre­scher, Feld­häcks­ler oder Har­ves­ter, gelän­de­gän­gi­ge Nutz­fahr­zeu­ge müs­sen ran, wenn es auf die Äcker, Wie­sen oder auch in die Wäl­der geht. Eine aktu­el­le – tech­ni­sche – Bestands­auf­nah­me.

Der Bedarf an zuver­läs­si­gen Sen­sor­tech­no­lo­gien in mobi­len Arbeits­ma­schi­nen wächst rasant. Sen­so­ren spie­len unter ande­rem eine wich­ti­ge Rol­le in der Über­wa­chung und Steue­rung von Selbst­fah­rern, die in der Land- und Forst­wirt­schaft, in der Bau­wirt­schaft und im Berg­bau ein­ge­setzt wer­den. Der Wahl des „rich­ti­gen“ Sen­sors kommt hier­bei eine ent­schei­den­de Bedeu­tung zu. Im Gegen­satz zu den Lösun­gen für die Indus­trie­au­to­ma­ti­on wer­den an mobil­taug­li­che Sen­so­ren deut­lich höhe­re Anfor­de­run­gen gestellt – schließ­lich sam­meln Land- und Bau­ma­schi­nen ihre Daten meist unter wid­ri­gen Ein­satz­be­din­gun­gen, im hei­ßen Som­mer, im feuch­ten Früh­ling oder Herbst, bei klir­ren­der Käl­te im Win­ter. Sie müs­sen bei viel Schmutz, Feuch­te und extre­men Tem­pe­ra­tu­ren zuver­läs­sig mes­sen.

Harter Einsatz, robuste Messtechnik

Soll etwa ein Dresch­werk auf einem unebe­nen Feld fort­lau­fend hori­zon­tal arbei­ten, müs­sen robus­te Nei­gungs­sen­so­ren seit­lich und in Fahrt­rich­tung Abwei­chun­gen fest­stel­len und über­mit­teln. Damit machen sie trans­pa­rent, was in den Maschi­nen pas­siert und geben dem Fah­rer die Mög­lich­keit, Über­las­tun­gen zu ver­mei­den. Star­ke Vibra­tio­nen kön­nen hier zu einem Ver­rau­schen der Signa­le füh­ren und damit zu Feh­lern bei der Win­kel- und Posi­ti­ons­mes­sung. Für die Tech­no­lo­gie­an­bie­ter gilt es, die Sen­so­ren an die Bedin­gun­gen anzu­pas­sen, die abseits der Stra­ßen herr­schen. Stö­rungs­un­emp­find­li­che Mess­sys­te­me, die Nei­gungs­sen­so­ren mit einer Gyro­skop-Kor­rek­tur fusio­nie­ren, blen­den der­ar­ti­ge Stö­ße effek­tiv aus.

Zu den Haupt­auf­ga­ben von Sen­so­ren in der mobi­len Auto­ma­ti­on gehö­ren Lösun­gen zur Fah­rer­as­sis­tenz. Die der­zeit ver­füg­ba­ren Assis­tenz­funk­tio­nen bil­den die ers­te Stu­fe auf dem Weg zur auto­no­men mobi­len Maschi­ne, die ihre Arbei­ten selbst­tä­tig aus­führt, ohne dass ein Maschi­nen­füh­rer manu­ell ein­grei­fen muss – begin­nend mit war­nen­den Funk­tio­nen im Cock­pit über teil­au­to­no­me Sys­te­me, die den Fah­rer bei sei­ner Tätig­keit unter­stüt­zen, bis hin zu Tele­ma­tik-Kom­plett­pa­ke­ten, die auch in abge­le­ge­nen Regio­nen die Effi­zi­enz der Maschi­nen erhö­hen.

Datenlieferanten für sichere Maschinen

Exem­pla­risch dafür ste­hen hoch­auf­lö­sen­de Radar­sen­so­ren, die im Bereich von 77 Giga­hertz sowohl beweg­te als auch unbe­weg­te Objek­te erfas­sen. Sie über­wa­chen die Umge­bung des Fahr­zeugs, geben in Kom­bi­na­ti­on mit Assis­tenz­sys­te­men Hil­fe­stel­lung und war­nen vor Gefah­ren. Lösun­gen, wie sie etwa der Elek­tro­nik­ex­per­te Hel­la anbie­tet, arbei­ten mit einem 360 Grad fre­quenz­mo­du­lier­ten Dau­er­strich­ra­dar, der auch bei extre­men Tem­pe­ra­tu­ren, bei Nacht und bei schlech­ten Sicht­ver­hält­nis­sen durch Nebel, Regen oder Schnee zuver­läs­sig funk­tio­niert. Die Sen­so­ren kön­nen unter­schied­li­che Daten über die Objek­te in der Umge­bung des Fahr­zeugs erfas­sen, dar­un­ter den Abstand, die rela­ti­ve Geschwin­dig­keit sowie den Win­kel, in dem sich die Objek­te bewe­gen.

Trak­tor­ka­bi­ne wie ein Flug­zeug-Cock­pit: Assis­tenz­sys­te­me ent­las­ten den Fah­rer.

Die Her­stel­ler sol­cher Sys­te­me und Kom­po­nen­ten grei­fen dabei auf ein brei­tes Tech­no­lo­gie­port­fo­lio aus dem Auto­mo­bil­be­reich zurück, wel­ches sie kon­ti­nu­ier­lich für den Off-High­way-Ein­satz wei­ter­ent­wi­ckeln. Sie geben den Erst­aus­rüs­tern mobi­ler Arbeits­ma­schi­nen damit einen funk­tio­na­len Bau­kas­ten für wirt­schaft­li­che Seri­en­an­wen­dun­gen an die Hand, mit dem sie unkom­pli­ziert eige­ne Assis­tenz­sys­te­me nach dem Plug-&-Play-Prinzip kon­zi­pie­ren kön­nen. Sol­che Sen­sor­bau­käs­ten umfas­sen neben Radar­sen­so­ren auch Ultra­schall­sen­so­ren sowie Mul­ti­ka­me­ra­sys­te­me, die fle­xi­bel kon­fi­gu­rier­bar sind und sich maß­ge­schnei­dert an die Anfor­de­run­gen der spe­zi­fi­schen Anwen­dung anpas­sen las­sen. Wäh­rend ein­fa­che­re Sys­te­me nur die rei­ne Distanz zu einem Hin­der­nis mes­sen, bie­ten Hig­hend-Lösun­gen in Kom­bi­na­ti­on mit Mul­ti­ka­me­ra­sys­te­men zusätz­lich eine Objekt­lo­ka­li­sie­rung. Sie zei­gen den Video­stream auf dem Dis­play im Cock­pit und erstel­len ein Over­lay, das die erfass­ten Objek­te im Detek­ti­ons­be­reich der Radar- und Ultra­schall­sen­so­ren optisch her­vor­hebt.

Detaillierte Interpretation des Umfeldes

Erst durch eine elek­tro­ni­sche Fusi­on der Daten ver­schie­de­ner Sen­so­ren wer­den die Vor­tei­le der unter­schied­li­chen Mess­prin­zi­pi­en opti­mal kom­bi­niert und so die Per­for­mance von Assis­tenz- und Sicher­heits­funk­tio­nen erhöht. Leis­tungs­fä­hi­ge Algo­rith­men und der Ein­satz Künst­li­cher Intel­li­genz ermög­li­chen die Inter­pre­ta­ti­on des Fahr­zeug­um­felds. In Form fort­ge­schrit­te­ner Lenk­sys­tem­lö­sun­gen erleich­tern sie auf dem Feld den bedie­ner­un­ab­hän­gi­gen Betrieb, etwa in Form von Pre­cis­i­on Far­ming mit moder­ner Pflanz­rei­hen­er­ken­nung oder prä­zi­ser Teil­b­rei­ten­schal­tung. Dank der GPS-Posi­ti­ons­be­stim­mung fol­gen die Maschi­nen den vor­ge­ge­be­nen Rou­ten spur­ge­nau, was einem über­lap­pen­den Ein­satz von Pes­ti­zi­den oder Dün­ge­mit­teln vor­beugt.

Für die Objekt­er­ken­nung, Abstands­mes­sung und Kol­li­si­ons­ver­mei­dung setzt auch die Fir­ma Bosch bei ihrem „Off-High­way Sur­round Sens­ing“ auf eine Kom­bi­na­ti­on aus Ultra­schall- und Radar­sen­so­ren. Wäh­rend die Ultra­schall­tech­nik für den Nah­be­reich opti­miert ist, eig­nen sich Radar­sys­te­me sowohl für die Nah- als auch für die Fern­feld­über­wa­chung. Die Umfeld­sen­so­rik kann so zur Kol­li­si­ons­war­nung und ‑ver­mei­dung sowie zur Abstand­mes­sung, etwa bei Spritz­ge­stän­gen oder bei der Trau­ben­ern­te, ein­ge­setzt wer­den. Sie sorgt dafür, dass der opti­ma­le Abstand zwi­schen Ern­te­ma­schi­ne und Reben ein­ge­hal­ten wird. Mit­tels der prä­zi­sen Loka­li­sie­rung warnt das Sys­tem den Fah­rer nicht nur vor einer mög­li­chen Kol­li­si­on, son­dern lie­fert auch die genaue Ent­fer­nung und Posi­ti­on ande­rer Objek­te. Das erleich­tert etwa Par­al­lel­fahr­ten zwei­er Maschi­nen. Das Kon­zept wur­de 2022 auf der Agri­tech­ni­ca von der DLG aus­ge­zeich­net.

Für die Trends von morgen gerüstet

Fazit: Auch wenn es noch Jah­re dau­ern dürf­te, bis auto­no­me Arbeits­ma­schi­nen die land­wirt­schaft­lich genutz­ten Fel­der beherr­schen: Schon heu­te hal­ten zuneh­mend Ver­net­zung und Digi­ta­li­sie­rung Ein­zug in die Off-High­way-Sek­to­ren. Sen­so­ren machen dabei trans­pa­rent, was in den Maschi­nen pas­siert und geben den Fah­rern die Mög­lich­keit, ihre Maschi­nen zu opti­mie­ren und Über­las­tun­gen zu ver­mei­den.

12. bis 18. Novem­ber in Han­no­ver.

Spezialmesse: Systems & Components

Von 12. bis 18. Novem­ber prä­sen­tiert das Mes­se-Spe­cial „Sys­tems & Com­pon­ents“ zeit­gleich mit der dies­jäh­ri­gen Agri­tech­ni­ca in Han­no­ver ein brei­tes Spek­trum an Lösun­gen zur Positions‑, Geschwin­dig­keits- und Nei­gungs­er­fas­sung, auch um land­wirt­schaft­li­che Fahr­zeu­ge auf die Anfor­de­run­gen an die Auto­ma­ti­sie­rung von mor­gen vor­zu­be­rei­tet. Prä­sen­tiert wer­den auf dem Mes­se­ge­län­de leis­tungs­fä­hi­ge Sen­sor­sys­te­me, die den Fah­rer ent­las­ten und die Effi­zi­enz der Arbei­ten in Wald und Flur erhö­hen.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen!

Fotos: Alex­an­der Mar­chen­ko — stock.adobe.com, scharfsinn86 — stock.adobe.com, DLG/S. Pfört­ner

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