Soweit soll es nicht kommen: Klettenlabkraut lässt sich schon im Herbst bekämpfen.

Wintergetreideanbau vom Start weg unkrautfrei

Aktuell Pflanzenbau

Im Herbst oder doch im Früh­jahr? Bei Unkraut­maß­nah­men in Win­ter­ge­trei­de über­wie­gen die Früh­jahrs­an­wen­dun­gen noch deut­lich. Immer mehr Argu­men­te spre­chen aber für den Herbst­ter­min.

Gut wirk­sam, pra­xis­taug­lich und güns­tig bei der Kos­ten-Nut­zen-Abwä­gung. Die Her­bi­zid­an­wen­dung im Herbst eta­bliert sich als vor­teil­haf­te Alter­na­ti­ve zur Früh­jahrs­be­hand­lung. Neben guter Wirk­sam­keit und Ver­träg­lich­keit spre­chen auch wei­te­re Vor­tei­le für eine Her­bi­zid­an­wen­dung im Herbst, näm­lich fol­gen­de:

  • die Herbst­an­wen­dung ent­schärft die Arbeits­spit­ze beim Pflan­zen­schutz im Früh­jahr, ungüns­ti­ge Wit­te­rungs­be­din­gun­gen machen kei­nen Stress mehr,
  • mit­tels Herbst­an­wen­dung las­sen sich Resis­ten­zen bes­ser ver­mei­den und nicht zuletzt
  • sind Herbst­be­hand­lun­gen auf­grund der guten Be-
    fahr­bar­keit der Fel­der auch boden­scho­nend.

Mehr Freiheiten bei Mittelwahl

Der pas­sen­de Zeit­punkt der Her­bi­zid­an­wen­dung im Herbst ist auf die Ent­wick­lung der Unkräu­ter abzu­stim­men. Ent­wick­lungs­hem­men­de Kon­kur­renz durch Unkräu­ter lässt sich noch vor der Win­ter­pau­se aus­schal­ten. Im Frü­jahr sind allen­falls nur noch Kor­rek­tur­maß­nah­men erfor­der­lich. Bei Win­ter­gers­te ist auf­grund des frü­hen Anbau­ter­mins und ihrer zügi­gen Ent­wick­lung die Herbst­maß­nah­me zum Stan­dard gewor­den. Bei früh gesä­tem Win­ter­wei­zen sowie bei Win­ter­rog­gen und Tri­ti­cale zielt die Herbst­be­hand­lung vor allem auf die Aus­schal­tung der Ung­rä­ser. Auf Wind­halm- oder Acker­fuchs­schwanz­stand­or­ten sind Herbst­be­hand­lun­gen sinn­voll, wenn die Grä­ser Ende Okto­ber schon das Zwei­blatt­sta­di­um erreicht haben. Sind auch zwei­k­eim­blätt­ri­ge Unkräu­ter vor­han­den, dann kann ein Breit­band­mit­tel zum Ein­satz kom­men, sonst reicht auch ein Grä­ser­mit­tel allei­ne, erfor­der­li­chen­falls mit einer ergän­zen­den Kor­rek­tur­maß­nah­me im Früh­jahr.

Ungräser im Griff haben

Was die Ung­rä­ser betrifft, so ste­hen Herbst­her­bi­zi­de mit guter Wirk­sam­keit gegen Ung­rä­ser wie Acker­fuchs­schwanz, Wind­halm und Tre­s­pen­ar­ten zur Ver­fü­gung. Bei der Bekämp­fung von Acker­fuchs­schwanz soll­te man jeden­falls bereits im Herbst star­ten. Bei star­kem Druck kann zudem eine Früh­jahrs­be­hand­lung fol­gen. Die Herbst­be­hand­lung soll­te spä­tes­tens beim Auf­lau­fen durch­ge­führt wer­den. Wich­tig ist die vol­le Auf­wand­men­ge, um einen mög­lichst hohen Wir­kungs­grad zu errei­chen und ein Aus­sa­men des Ungra­ses zu ver­mei­den. Guter Boden­schluss und ein rück­ver­fes­tig­tes Saat­bett begüns­ti­gen die Wir­kung der ein­ge­setz­ten Mit­tel.

Den bes­ten Bekämp­fungs­er­folg brach­te in den zurück­lie­gen­den Jah­ren der grä­ser­wirk­sa­me Wirk­stoff Flufe­n­a­cet (HRAC-Grup­pe K3) in den Auf­lauf des Acker­fuchs­schwanz­gra­ses. Für eine gute Wir­kung sind laut Lager­haus-Pflan­zen­schutz­be­ra­tung 240 g/ha Flufe­n­a­cet not­wen­dig. Die­se Anfor­de­rung ist u. a. mit fol­gen­den Pro­duk­ten erfüll­bar: Pon­tos (1,0 l/ha im Vor­auf­lauf), Batt­le Del­ta (0,6 l/ha) bzw. Nucleus, Cadou SC (0,5 l/ha), Sun­fi­re (0,48 l/ha) oder Mer­kur (3 l/ha). Zu beach­ten sind jeweils die Details der Zulas­sun­gen. Eini­ge Pro­duk­te haben bei leich­ten bzw. mitt­le­ren Böden eine gerin­ge­re Auf­wand­men­ge.

Breit wirk­sam ist das seit dem Vor­jahr zuge­las­se­ne Mit­tel Mer­kur (1,75 bis 3,0 l/ha), das in der hohen Auf­wand­men­ge gegen Acker­fuchs­schwanz und Ray­grä­ser wirkt. Für Wind­halm soll­te die nied­ri­ge­re Auf­wand­men­ge aus­rei­chen. Eine Tank­mi­schung mit Express SX (20 g/ha) ver­bes­sert die Wir­kung gegen Kamil­le und Korn­blu­me.

Neu zur heu­ri­gen Sai­son am Markt ist die Kom­bi­na­ti­on Fan­ta­sia (2,5 l/ha) plus Fence (0,5 l/ha), die eine umfas­sen­de Grä­ser­wir­kung im Vor­auf­lauf ver­spricht. Eben­falls neu in die­ser Sai­son ist der Kom­bi-Pack Batt­le Del­ta Flex, der aus Batt­le Del­ta und BeFlex besteht. BeFlex ver­stärkt mit dem Wirk­stoff Beflu­bu­t­amid die Grä­ser­kom­po­nen­te. Die Anwen­dung ist ab Auf­lau­fen des Getrei­des zuge­las­sen. Acker­fuchs­schwanz­gras soll­te bei Sicht­bar­wer­den im Keim­blatt­sta­di­um behan­delt wer­den, mit der höhe­ren Auf­wand­men­ge von 0,6 l/ha Batt­le Del­ta und 0,5 l/ha BeFlex. Feuch­ter und krü­me­li­ger Boden begüns­tigt die Wir­kung. Bei tro­cke­nen Ver­hält­nis­sen ist eine Nach­saat-Appli­ka­ti­on über­le­gens­wert. Zur Wind­halm-Vor­beu­gung rei­chen auch jeweils 0,33 l/ha der bei­den Kom­po­nen­ten.

Wenn es um die Kon­trol­le von Unkräu­tern und Wind­halm in Bestän­den ohne Acker­fuchs­schwanz geht, dann brin­gen u. a. fol­gen­de Anwen­dun­gen eine erfah­rungs­ge­mäß gute Wir­kung: Car­mi­na Per­fekt, Kwiz­da Getrei­de­pack-Herbst, Tri­ni­ty, Stomp Per­fekt und Viper Com­pact. Auch Boxer, Batt­le Del­ta (0,4 l/ha), Mateno Pack oder Pon­tos (0,5 l/ha), jeweils in Tank­mi­schung mit Fla­me Duo (40 g/ha) sind eine gute Wahl. Der Wirk­stoff Aclo­ni­fen aus dem Mateno Duo ist inter­es­sant für das Resis­tenz­ma­nage­ment, da die­ser im Getrei­de­bau rela­tiv neu ist. Von der Kos­ten-Nut­zen-Sei­te her sind Tank­mi­schun­gen mit Fla­me Duo inter­es­sant. Das Pro­dukt ist mit vie­len Herbst­pro­duk­ten misch­bar. Bei­spiels­wei­se gibt die Kom­bi­na­ti­on von Batt­le Del­ta (0,4 l/ha) plus Fla­me Duo (40 g/ha) im Sta­di­um BBCH 13 Sicher­heit gegen schwer bekämpf­ba­re Unkräu­ter wie Korn­blu­me, Kamil­le und Klet­ten­lab­kraut. Ver­stärk­te Klet­ten-Wir­kung bringt Fla­me Duo auch in Kom­bi­na­ti­on mit Boxer bzw. Roxy EC oder Fan­ta­sia sowie mit dem Mateno Duo Pack oder mit Pon­tos.

Wich­tig in der bevor­ste­hen­den Sai­son ist es, Anwen­dungs­hin­wei­se und Auf­la­gen bezüg­lich Öpul-Neu, Kon­di­tio­na­li­tät und ande­ren Anfor­de­run­gen an die Bewirt­schaf­tung zu beach­ten. Vie­le Pro­duk­te dür­fen nur ein­mal pro Kul­tur und Vege­ta­ti­ons­pe­ri­ode ein­ge­setzt wer­den, man­che nur alle zwei Jah­re auf der­sel­ben Flä­che (Batt­le Del­ta, Ico­nic, Len­ti­pur 500, Nucleus, Pon­tos, Sun­fi­re) bzw. alle drei Jah­re (z. B. Fence).

Für die Anwen­dung der Pro­duk­te sind die Gebrauchs­an­wei­sung und der aktu­el­le Zulas­sungs­stand für Pflan­zen­schutz­mit­tel zu beach­ten. Der aktu­el­le Stand der Zulas­sung ist online im amt­li­chen Pflan­zen­schutz­mit­tel­re­gis­ter abruf­bar.

Falsches Saatbett

Die Unkrautkontrolle im Herbst beginnt schon mit vorbeugenden mechanischen Maßnahmen. Bereits die passende Stoppelbearbeitung hat eine große Auswirkung auf den Unkrautdruck in den Folgekulturen. Erfahrungen aus Bio zeigen, dass ein sogenanntes „falsches Saatbett“ gute Effekte zeigt. Im Idealfall wird ein solches bereits zwei bis vier Wochen vor der eigentlichen Aussaat angelegt. Damit kann man Unkräuter und Ungräser zum Keimen bringen und noch vor dem Anbau der Hauptkultur mechanisch beseitigen. Die Methode ist auch bei Ackerfuchsschwanz und Windhalm wirksam. Auch bei Trespen, die unter warmen Bodenbedingungen gut auflaufen, kann ein falsches Saatbett gute Dienste leisten. Samen der Trespen können nämlich nur aus sehr flachen Bodenschichten (2 bis 3 cm) auflaufen. Bei starkem Trespendruck bleibt der Pflug die nachhaltigste Bekämpfungsmaßnahme.
Unkraut­be­kämp­fung mecha­nisch vor Saat.
Blattläuse in Schach halten

Es hat ein enormes Schadpotenzial. Gemeint ist das Gelbverzwergungsvirus. Durch Kontrolle des Blattlausbefalls kann das Erkrankungsrisiko wirksam verringert oder vermieden werden. Bei der Anwendung von Herbiziden im Nachauflauf können bei Bedarf Insektizide in einer Tankmischung mitausgebracht werden. Virusübertragende Blattläuse oder Zikaden (je nach Zulassung) werden hier in einem Arbeitsgang miterfasst. Bei anhaltend schöner Herbstwitterung müssen die Bestände regelmäßig beobachtet werden. Wenn notwendig, sollten die Insektizidbehandlungen wiederholt werden. Die maximale Anzahl der zugelassenen Anwendungen ist zu beachten.
Blatt­läu­se über­tra­gen Gelb­ver­zwer­gungs­vi­rus.

Fotos: Agrarfoto.com (3)

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