Der Holzbau hat sich zwischen 1998 und 2018 von 14 auf 24 % gesteigert.

Holz statt Beton

Aktuell Technik

Holz ist ein genia­ler Bau­stoff. Gera­de in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels sowie in einem Land, in dem rund die Hälf­te des Staats­ge­bie­tes mit Wald bedeckt ist und mehr nach­wächst als genutzt wird.

Rund 40 % des Aus­sto­ßes von Treib­haus­ga­sen sol­len welt­weit durch Errich­tung und Betrieb von Gebäu­den sowie der Infra­struk­tur ent­ste­hen. „Der Gebäu­de­sek­tor ist der Ele­fant im Kli­ma­raum. Die Rück­kehr zum Holz­bau ist der wich­tigs­te Bei­trag gegen die Erd­er­wär­mung“, so Kli­ma­for­scher Hans Joa­chim Schellnhu­ber. Wenn wir die Wald­zer­stö­rung stop­pen, groß­flä­chig auf­fors­ten und mit Holz statt Beton bau­en wür­den, wer­de der Bau­sek­tor vom „Kli­ma­sün­der zum Kli­ma­freund“.

Bauholz als CO2-Speicher

Denn wäh­rend im Holz CO2 gespei­chert wird, das der Baum vor­her der Atmo­sphä­re ent­zo­gen hat, geht bei Zement­pro­duk­ten der Stoff­fluss in die ande­re Rich­tung. Bis zu 8 % der welt­wei­ten Treib­haus­gas­emis­sio­nen sol­len allein auf die Zement­pro­duk­ti­on zurück­ge­hen – mehr als beim glo­ba­len Flug­ver­kehr. Die von Land&Forst Betrie­be Öster­reich gemach­te CO2-Bilanz von 1 m2 Außen­wand­auf­bau spricht Bän­de: Die­se beträgt dem­nach bei Mas­siv­holz minus 88 kg CO2, bei Holz­rah­men­bau minus 45 kg CO2, bei Zie­gel hin­ge­gen plus 57 kg CO2 und bei Beton gar plus 82 kg CO2.

„Der Gebäudesektor ist der Elefant im Klimaraum. Die Rückkehr zum Holzbau ist der wichtigste Beitrag gegen die Erderwärmung.“ Hans Joachim Schellnhuber

Wenn auch Ver­tre­ter der Beton- und Zement­in­dus­trie ande­re Zah­len ins Spiel brin­gen sowie auf die spä­te­re Kar­bo­na­ti­sie­rung, also den Ein­bau von CO2 aus der Luft in den Beton, und auf ehr­gei­zi­ge Emis­si­ons­re­duk­ti­ons­zie­le ihrer Bran­che hin­wei­sen, bleibt der Start­vor­teil von Holz unbe­strit­ten: Ein Kubik­me­ter Holz bin­det ca. eine Ton­ne CO2 – eine Ton­ne, die im unge­nütz­ten Wald nach dem Abster­ben des Bau­mes ver­rot­ten und dabei letzt­lich eine Ton­ne an CO2 in die Atmo­sphä­re frei­set­zen
wür­de.

Hochwertiger Baustoff

Holz ist aber nicht nur gut für die Umwelt, son­dern über­zeugt auch mit sei­nen bau­phy­si­ka­li­schen Eigen­schaf­ten. Es hat eine hohe Trag­fä­hig­keit bei gerin­gem Eigen­ge­wicht. Holz­bau­ten brau­chen dadurch klei­ne­re Fun­da­men­te. Gebäu­de­auf­sto­ckun­gen sind aus sta­ti­schen Grün­den oft nur mit dem leich­ten Bau­stoff Holz mög­lich. „Holz bie­tet dadurch einen ent­schei­den­den Vor­teil, wenn es um die Nach­ver­dich­tung in Städ­ten geht“, so Exper­ten von pro­Holz Aus­tria. Wän­de, Decken oder sogar gan­ze Zim­mer aus Holz kön­nen prä­zi­se und wit­te­rungs­un­ab­hän­gig im Werk vor­ge­fer­tigt wer­den. Dazu kom­men wei­te­re Vor­tei­le, wie die Wir­kung des Hol­zes auf das mensch­li­che Wohl­be­fin­den oder die wirt­schaft­li­che Bedeu­tung der Forst- und Holz­wirt­schaft für den länd­li­chen Raum.

Brettsperrholz

Frei­lich unter­schei­den sich die Holz­ar­ten und unter­schied­li­chen Qua­li­tä­ten stark in ihren Eigen­schaf­ten und Ein­satz­be­rei­chen. Und natür­lich gibt es neben Kon­struk­ti­ons­voll­holz ver­schie­de­ne ande­re Bau­stof­fe aus Wald­bio­mas­se. Durch tech­ni­sche Inno­va­tio­nen ist dabei der tra­di­tio­nell stab­för­mi­ge Bau­stoff, der aus dem Baum­stamm gesägt wird, in die Flä­che gegan­gen und hat homo­ge­ne­re Eigen­schaf­ten erhal­ten. Das wesent­lich in Öster­reich ent­wi­ckel­te Brett­sperr­holz ist ein Bei­spiel hier­für. Es wird auch als CLT – cross- lami­na­ted tim­ber – und X‑Lam bezeich­net. Es han­delt sich dabei um hoch­wer­ti­ge Mas­siv­holz­bau­ele­men­te, die in meh­re­ren Lagen kreuz­wei­se ver­klebt sind. Da das Quell- und Schwind­maß von Holz in Faser­rich­tung deut­lich gerin­ger ist als radi­al bzw. tan­gen­ti­al zur Faser, führt die kreuz­wei­se Anord­nung von benach­bar­ten Brett­la­gen zu einem Sperr­ef­fekt. Brett­sperr­holz­ele­men­te wei­sen daher nur sehr gerin­ge Quell- und Schwind­ver­for­mun­gen auf.

ÖKL-Infoblatt zu Brettsperrholz

Das ÖKL hat heu­er zu Brett­sperr­holz das Info­blatt Nr. 05 her­aus­ge­ge­ben. Die Beson­der­heit der CLT-Bau­wei­se liegt dem­nach gene­rell in sei­ner Ein­fach­heit (Auf­bau, Mon­ta­ge bzw. Hand­ling), sodass auch im land­wirt­schaft­li­chen Bau viel Eigen­leis­tung mög­lich ist. Auf­grund des Auf­baus aus aus­schließ­lich durch­gän­gi­gem Mas­siv­holz könn­ten zum Bei­spiel Instal­la­tio­nen (Sani­tär, Was­ser, Elek­tro) sehr ein­fach mon­tiert wer­den; Details müss­ten nie gedü­belt wer­den, son­dern wer­den ein­fach mit Holz­schrau­ben befes­tigt. Die glat­te und homo­ge­ne Ober­flä­che benö­ti­ge etwa kei­nen Fas­sa­den­auf­bau. Auf­grund die­ser Eigen­schaf­ten und durch den hohen Vor­fer­ti­gungs­grad der CLT-Ele­men­te könn­te die Bau­zeit stark ver­kürzt wer­den.

Down­load: ÖKL-Info­blatt Nr. 05, Ein­satz von Brett­sperr­holz (CLT)


Holzbauanteil wächst

Eine 2019 ver­öf­fent­lich­te Stu­die der Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur Wien betrach­te­te die Ent­wick­lung des Holz­baus im Hoch­bau in den letz­ten 20 Jah­ren. Basis hier­für waren die Ein­reich­un­ter­la­gen für Bau­be­wil­li­gun­gen. Als Holz­bau­ten wur­den dabei Gebäu­de defi­niert, bei denen mehr als 50 % der tra­gen­den Kon­struk­ti­on aus Holz oder Holz­werk­stof­fen sind. Bezo­gen auf die errich­te­ten Nutz­flä­chen hat sich der Holz­bau dem­nach zwi­schen 1998 und 2018 von 14 auf 24 % gestei­gert. Der Holz­bau­an­teil ver­teilt sich dabei zu 53 % auf Wohn­bau (neu errich­te­te Ein- und Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser sowie Zu- und Umbau­ten) und zu 47 % auf Nicht-Wohn­bau (öffent­li­che Bau­ten, Gewer­be- und Indus­trie­bau­ten, land­wirt­schaft­li­che Zweck­bau­ten). Sowohl bei Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern als auch bei öffent­li­chen Bau­ten kom­men dabei fast nur mehr vor­ge­fer­tig­te Holz­ele­men­te zum Ein­satz, ins­be­son­de­re die Mas­siv­holz­bau­wei­se mit Brett­sperr­holz­plat­ten hat stark zuge­nom­men.

Foto: Rast und Ruh

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